Ein Todesurteil dachten wir. Aufgrund des Alters des Tieres und der nicht zu erklärenden Ursache der Hautnekorse, beschlossen wir einen Behandlungsversuch mit einer überaus schlechten Prognose. Milow hatte eine Rektumruptur cranial des Afters. Wir entfernten das infizierte und abgestorbene Gewebe, reinigten es mittels NaCl- und Antibiosespülung und nähten den Darm. Danach erhielt er einen Grassolindverband. Der Kater blieb 2 Tage Postop nüchtern. Sein Allgemeinbefinden war PostOp und die restliche Zeit danach erstaunlicherweise sehr gut. Er stürzte sich beim Anfüttern auch sofort auf sein Fressen.
Leider rupturierte der Darm nach dem 1. Kotabsatz wieder. Wir starteten eine 2.OP da Milow offensichtlich bereit war zu kämpfen wollten wir es auch. Bei dieser OP stellten wir Knochenkot mit massiven Haarballen fest. Wir leerten den Darm mittels Klemme und Spülung über das vorhandene Loch und holten ca. eine orangengroße Menge an Haaren heraus. Hierbei entstand der Verdacht, dass der Kater wegen dem harten Kot eine Darmruptur erlitt. Danach nähten wir den Darm erneut.
Nachdem der Defekt so riesig war und auch die Beckenhöhle frei lag, versuchten wir es mit einer Eigenhauttransplantation die am 30.07.13 stattfand. Trotz der Transplantation konnten wir den Darm außer mit Grassolindverbänden anderweitig nicht schützen. Parallel versuchten wir bei Milow Durchfall zu produzieren, trotzdem hatte er weiterhin festen Kot und somit rupturierte der Darm wieder. Jetzt war der Enddarm so blumenkohl-artig ausgefranst und porös, dass keine erneute Möglichkeit bestand den Darm zu verschließen.
Herr Leineweber unterstützte uns hierbei tatkräftig!
Am 7.8.13 begann die erste IFR-Therapie. Die Anlage befand sich craniolateral der Spina illiaca und an den Pfoten. Der Kater machte super mit und vertrug den Strom einwandfrei. 8 Tage nach der Transplantation mussten wir einen kleinen Teil der Haut wieder entfernen. Der craniale Anteil schien aber gut auszusehen. Am 9.8.13 starteten wir den 3. Versuch den Darm zu verschließen. Obwohl Milow immer noch keinen Durchfall hatte wagten wir den Versuch. An diesem Tag veränderten wir auch die Anlage. Die Elektroden von den Pfoten rutschten hoch an die lateralen Knie. Leider riss die Naht 2 Tage später wieder auf.
Wir behandelten die Heilige Birma mittels IFR jeden Tag 20 Minuten. Den Darm ließen wir aber nun erst mal komplett in Ruhe. Schon am 4. Tag konnte man einen kleinen weißen Punkt mitten in der riesigen Wunde erkennen. Jeden Tag konnten wir zu sehen wie dieser Punkt, der Haut war größer wurde! Der Darm wurde auch schon besser er verlor sein blumenkohlartiges Aussehen. 8 Tage nachdem wir mit der Stromtherapie angefangen hatten, veränderten wir die Anlage nochmals.
1. Anlage :
- 2 Elektroden craniolateral der Spina illiaca
- 1 Elektrode ventral am Schwanz
- 1 Elektrode lateral am Knie á 10 Minuten
2. Anlage:
- 2 Elektroden caudolateral der Spina illiaca
- 2 Elektroden lateral am Knie á 10 Minuten.
17 Tage nach der ersten Anlage sah die Wunde nun so aus: Das craniale Hauttransplantat ist sehr gut angewachsen und wie man sieht ist auch ansonsten die Wunde massiv kleiner geworden. Auf der rechten Seite dorsal sieht man die Haut, die anfangs nur ein Punkt war.
Wir sind alle von diesem Erfolg sehr beeindruckt. Bisher hatten wir uns an die Darmnaht noch nicht wieder ran gewagt. Dem Kater geht es sehr gut, er kommt auch sehr gut klar und kann den Kotabsatz kontrollieren.
Milow geht es immer noch sehr gut und er ist frech wie eh und je!
Viele freundliche Grüße aus dem verregneten Mittelfranken
Nicole Jäger
Praxisteam Bour in Höchstadt